Vergleich einer Auswahl Lebensräume 2002 und 2013
Morphologie Vor und nach der Renaturierung wurden die Untersuchungsstandorte vermessen und die Querprofile miteinander verglichen. Aus dem geraden Kanal mit Betonhalbschalen und sandig-schlickiger Sohle wurde ein naturnaher Bachlauf. Breiten, Tiefen und Strömungen variieren stark, und die Sohle besteht aus Sand, Kies und grobem Geröll. Flach auslaufende Ufer, Steilufer, Weidenfaschinen, einzelne Blöcke, Wasser- und Uferpflanzen prägen die neue Leugene und bieten den Wassertieren wertvollen Lebensraum. Wirkten die Uferböschungen 2007 noch relativ kahl, mit wenig grösseren Gehölzen, war in den Folgejahren eine deutliche Zunahme der terrestrischen und aquatischen Vegetation zu erkennen. Standort 4 2003, 2007, 2010 und 2013
Wassertemperatur An zwei Stellen wurde 2003 (vor der 4. Bauetappe), 2005 (während dem Bau) sowie nach erfolgter Renaturierung die Wassertemperatur mittels Datenlogger aufgezeichnet. 2003 waren die Temperaturen an der oberen Messstelle meistens höher als an der unteren (unterirdischer Zufluss von kühlem Drainagewasser). Nach dem Ausbau der Leugene münden diese Drainagen nun oberirdisch. So wird dieses Wasser an sonnigen Tagen vor der Mündung in die Leugene erwärmt und der vormalige «Kühleffekt» fällt weg. Mit zunehmender Beschattung durch die Uferbestockung wurden vor allem im oberen Abschnitt markant tiefere Wassertemperaturen im Sommer festgestellt. Dies zeigt die Bedeutung der Beschattung des Gewässerlaufes vor allem auch für kleinere Fliessgewässer. Diese wird im Hinblick auf eine zunehmende Klimaerwärmung immer wichtiger. Die als kritisch eingestufte Wassertemperatur von 25 Grad C wurde nach der Renaturierung zu keinem Zeitpunkt überschritten.
Elektronisches Temperaturaufzeichnungsgerät, Datenlogger
Wasserqualität Vor, während und nach der Renaturierung wurden Im Frühling (F), Sommer (S) und Herbst (H) an drei Orten der Leugene Wasserproben entnommen und im Gewässer- und Bodenschutzlabor des Kantons Bern analysiert. Der gelöste organische Kohlenstoff (DOC) zeigt die Belastung mit Nährstoffen. Die Zielvorgaben konnten 2003 mehrheitlich nicht eingehalten werden. 2005 war eine deutliche Verbesserung festzustellen. 2007 wurde der Zielwert nur im Sommer an der mittleren Messstelle überschritten. 2010 wurde der Zielwert an der oberen Stelle im Frühling leicht überschritten. Im Gegensatz zu den Vorjahren wurde zur selen Zeit an der oberen Probestelle ebenfalls eine Überschreitung der gesetzlichen Vorgaben beim Nitrit-Stickstoff (NO2-N) registriert. Dies könnte im Zusammenhang mit den an diesem Tag stattgefundenen Unterhaltsarbeiten stehen, bei welchen grössere Mengen Wasserpflanzen aus dem Gewässer entfernt wurden. An den andern beiden Probestellen lagen die Nährstoffgehalte immer im grünen und blauen Bereich und weisen auf gute Verhältnisse hin. 2013 konnten die DOC-Werte an allen Standorten und zu jeder Jahreszeit als «gut» klassiert werden. Die Wasserqualität erfüllt heute die Anforderungen des Gewässerschutzgesetzes. Gemäss
europäischen Normen der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) würde allerdings die festgestellte punktuelle Verockerung das Prädikat «gut» nicht mehr zulassen. Die Ursachen und das Ausmass dieser Verockerungen sollten deshalb eingehender untersucht werden. WFN; Arthur Kirchhofer, Martina Breitenstein